Meldung vom 29.08.2024
Regie Stephan Kimmig, Premiere am 14. September
Paul Grill, als Projektion: Birgit Unterweger
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
„Ich interessiere mich einen Scheiß für dich.“
Die französische Schriftstellerin Virginie Despentes steht für weibliche Radikalität, ihre Werke wurden unter anderem als „Skanadalbücher“ betitelt („Baise-moi – Fick mich“, 1994 und „King Kong Theorie“, 2006). Mit ihrem jüngsten Roman „Liebes Arschloch“ hat Despentes einen wortgewaltigen und humorvollen Briefroman über so ziemlich jede aktuell relevante gesellschaftliche Debatte geschrieben: von #MeToo, Hass im Netz bis hin zu Drogensucht und sexueller Identität präsentiert. Regisseur Stephan Kimmig bringt den Roman als österreichische Erstaufführung auf die Bühne des Volkstheater. Premiere ist am 14. September.
„Am liebsten wäre ich ein richtiges Arschloch. Einer, der böswillig ist. Der Menschen hasst. Der sie verachtet. Der ihnen die Schuld an all seinen Problemen in die Schuhe schiebt.“ Sagt Oscar, Romanautor, Mitte Vierzig. Dann ist da noch Rebecca, Schauspielerin und Filmstar. Oscar kennt sie schon sehr lange, aus ihrer gemeinsamen Kindheit in der Arbeitersiedlung der Stadt, ist ihr jahrzehntelang nicht begegnet – hat ihre Karriere jedoch aus der Ferne in den Medien verfolgt und ist ein großer Fan geblieben. Nachdem er sie plötzlich und nur kurz auf der Straße wiedersieht, beleidigt er sie enttäuscht mit einem Kommentar auf Instagram. Rebecca antwortet umgehend öffentlich: „Ich hoffe jetzt nur, dass deine Kinder von einem Lastwagen überfahren werden und du ihren Todeskampf mitansehen musst, ohne etwas tun zu können, und dass ihnen die Augen aus den Höhlen spritzen und ihre Schmerzensschreie dich jeden Abend verfolgen. Das ist das Einzige, was ich dir wünsche.“
Ein Briefwechsel beginnt. Gespräche entstehen, allmählich etabliert sich ein Dialog, eine furiose Schreibbeziehung. Und die Themenfelder sind weit, äußerst unterschiedlich und immer wieder überraschend miteinander verbunden: Kindheit und #MeToo. Prostitution und Gewalt. Mutter- und Vaterschaft. Literatur und Psychiatrie. Kino. Liebe in unterschiedlichen sexuellen Orientierungen. Polizeirepression. Sucht und clean sein. Sie schreiben über Diäten und Covid, über das Ende des öffentlichen Dienstes und den Hass in den sozialen Netzwerken. Es wird geheimnisvoll, und es wird intim.
Virginie Despentes mischt all das mit enthusiastischer Fantasie auf und interessiert sich dabei hauptsächlich für Grenzüberschreitungen. Sie öffnet die Diskurse, auch mit der Brechstange, statt Gesprächsmöglichkeiten zu vernageln – und dabei versucht sie, wie sie selbst sagt, Gewalt zu verstehen und sich zu versöhnen, statt selbst gewalttätig zu werden. „Liebes Arschloch“ ist ein leidenschaftliches, unverfrorenes und am Ende dennoch versöhnliches Plädoyer für Verständnis und Toleranz anstelle von Wut und Hass, für die Notwendigkeit, trotz aller Meinungsverschiedenheiten und möglichen Verletzungen miteinander im Dialog zu bleiben.
Nach Arbeiten u. a. am Thalia Theater Hamburg, Deutschen Theater Berlin, Schauspiel Frankfurt, Schauspiel Hannover, am Residenztheater München und an den Münchner Kammerspielen inszeniert Kimmig nach „Die Zehn Gebote“ (2017) erstmals auch wieder am Volkstheater.
LIEBES ARSCHLOCH
Österreichische Erstaufführung
von Virginie Despentes
aus dem Französischen von Ina Kronenberger und Tatjana Michaelis
Regie Stephan Kimmig
mit Irem Gökçen, Paul Grill, Birgit Unterweger
Bühne: Katja Hass
Kostüm: Sigi Colpe
Körperarbeit: Michèle Seydoux
Videoarte: Lisa Rodlauer
Lightdesign: Voxi Bärenklau
Dramaturgie: Ulf Frötzschner
Premiere: 14. September 2024, 19:30 Uhr
danach im Repertoire des Volkstheaters
Berichterstattenden Kolleginnen und Kollegen reservieren wir gerne eine Frei- und eine Begleitkarte (EUR 17, –). Für Interviewanfragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Melden Sie sich dazu bitte direkt bei patrizia.buechele@volkstheater.at.
Wir freuen uns, Sie imVolkstheater begrüßen zu dürfen!
Mit freundlichen Grüßen,
Patrizia Büchele und Carolin Obermüller