Meldung vom 12.06.2025
Der Künstlerische Direktor verabschiedet sich nach fünf Jahren vom Volkstheater
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
Rückblick auf fünf Jahre Volkstheater unter der Intendanz von Kay Voges
Alles begann 2020 mit der Generalsanierung des Volkstheaters. Und mit der Corona-Pandemie. Die Planung der ersten Spielzeit war also schon hinfällig, bevor alles begann: Lockdown statt Vorstellungen. Im Frühjahr 2021 durfte das Haus beim „Housewarming“ endlich Publikum empfangen, und heute – fünf Jahre später – blickt das Volkstheater auf intensive und spannende Jahre des Theatermachens unter der Intendanz von Kay Voges zurück.
Seit 1889 versteht sich das Volkstheater als Bühne für Geschichten und Ausdrucksformen nicht-aristokratischer Herkunft – also als Ort für Vielfalt und Schönheit, für Komik und Tragik, für Literatur und Grenzerfahrungen, für Utopien und Pop.
Ganz im Sinne dieses Gründungsgedanken präsentierte Kay Voges ein vielfältiges, genreübergreifendes, teils gewagtes und experimentelles Programm:
Produktionen wie „Die Politiker“ mit einem tänzelnden Kameraroboter im Zuschauerraum, „Faust“ mit Live-Fotografie, „Die Angestellten“ mit eindrucksvollem Laser-Einsatz oder „Bullet Time“, „Malina“; „Liebes Arschloch“ und zahlreiche andere Inszenierungen mit Live-Kameras und der dazugehörigen Live-Videoregie sind nur wenige Beispiele von spektakulärem Einsatz von Technik im Theater. Jonathan Meese, Paul McCarthy oder Ragnar Kjartansson zeigten mit ihren Performances und Inszenierungen darüber hinaus, wie perfekt Theater und bildende Kunst ineinandergreifen können.
Soloabende wie „Prima Facie“ oder „Unterweger“ brachten das Ensemble hautnah ans Publikum und Einführungs- und Nachgespräche ermöglichten einen intensiven Einblick hinter die Kulissen.
Die Musikschiene V°T//music ergänzte das vielfältige Programm und brachten unter der musikalischen Leitung von Paul Wallfisch legendäre Konzerte von u. a. Rufus Wainwright, Marc Almond, The Notwist, Calexico, Peaches oder Danger Dan auf die große Bühne.
Zusammenarbeit mit Institutionen
Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Kooperationspartnern war ein großer Bestandteil der vergangenen Jahre. Von den Wiener Festwochen über ImpulsTanz bis zum TanzQuartier Wien und darüber hinaus – es standen immer wieder Kooperationen, gemeinsame Projekte und Veranstaltungen auf dem Programm. So z. B. Inszenierungen von Florentina Holzinger oder Heiner Goebbels. Mit Rimini Protokoll gab es einen jährlichen Fixpunkt im Programm (u. a. „All Right. Good Night.“, eingeladen zum Berliner Theatertreffen). Mit der Recherchplattform DOSSIER entstand eine spannende Zusammenarbeit zwischen Journalismus und Theater, die in zahlreichen Produktionen auf der Bühne zu sehen waren, darunter „Aufstieg und Fall des Herrn René Benko“.
Das Künstlerkollektiv Fronte Vacuo präsentierte als Artists in Residence ihre Reihe „Humane Methods“ mit insgesamt sieben Performances, die am Volkstheater entstanden und hier zur Uraufführung kamen.
Politische Schwerpunkte
Haltung zeigen?! Das ist keine Frage, sondern eine Notwendigkeit – vor allem in Zeiten Krieg und aufkommendem Rechtextremismus. Das Volkstheater setzte mit politischen Schwerpunkten lautstarke Akzente: So wurde der Ibiza-Drahtzieher Julian Hessenthaler kurz nach seine Freilassung aus dem Gefängnis in die Rote Bar geladen und die Polit-Expertin Natascha Strobl sorgt seit 2021 mit „Gegenwartskunde“ für eine voll Reihen. Mit der Plattform CORRECTIV brachte das Volkstheater gemeinsam mit dem Berliner Ensemble den „Geheimplan gegen Deutschland“ auf die Bühne – eine szenische Lesung in der Regie von Kay Voges, die tausendfach gestreamt und gesehen wurde.
Im Herbst 2024 sorgte das Volkstheater mit „3 Tage für Österreich“ rund um die Nationalratswahl – nicht zuletzt aufgrund des Musikvideos „Heim ins Reich“ – für Aufsehen.
Im Februar diesen Jahres fand mit der „Lesung gegen Rechts“ ein Gänsehautmoment statt, als auf Initiative von Colette Schmidt und Ed. Hauswirth insgesamt 16 Schauspieler*innen „Die Tagesordnung“ von Èric Vuillard lasen. Ebenso aufsehenerregend die Aktion von und mit Gerhard Rühm, der mit „Eine totale Rezitation der Allgemeinerem Erklärung der Menschenrechte“ über 1.000 Menschen dazu brachte, diesen Text „Wort für Wort“ vor dem Volkstheater in die Welt zu tragen.
Besondere Highlights
Unmöglich ist natürlich, das gesamte Programm in dieser Mitteilung unterzubringen. Zum Ende aber noch ein paar ganz besondere Highlights aus der Ära Kay Voges:
So wurde das Volkstheater mit „humanistää!“ nach 52 Jahren endlich wieder zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Darüber hinaus gewann die Inszenierung von Claudia Bauer zahlreiche Preise und wurde bis zuletzt vom Publikum gefeiert.
Mit „Black Box“ von Stefan Kaegi/Rimini Protokoll gelang dem Volkstheater ein Coup – so durfte dieser Audiowalk für eine Person auch während der Corona-Lockdowns gezeigt werden und führte die begeisterten Besucher*innen durch die Räumlichkeiten des frisch generalsanierten Volkstheater – zu einem Zeitpunkt als Kulturveranstaltungen eigentlich unmöglich waren.
Unter
diesem Link finden Sie einen umfangreichen Rückblick in Form des Abschiedsbuches
FUCKING VOLSTHEATER 2020-2025 zum Durchblättern.
In gebundener Form ist das Buch im Kartenservice und in ausgewählten Buchhandlungen um nur EUR 10,- erhältlich.
Wir bedanken uns für Ihre zahlreichen Besuche, Rezensionen, kritische Berichterstattung und Ihre Neugier am Theater und wünschen Kay Voges und seinem Team am Schauspiel Köln alles Gute!
Mit freundlichen Grüßen aus dem Volkstheater
Patrizia Büchele und Carolin Obermüller