Meldung vom 22.01.2025
mit Josef Hader, Birgit Minichmayr, Robert Palfrader, Anna Rieser, Katharina Stemberger u. v. m.
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
Angesichts der aktuellen politischen Situation in Österreich und der Welt ist es wieder an der Zeit, ein Zeichen zu setzen!
Am 10. Februar findet deshalb die Lesung von Éric Vuillards „Die Tagesordnung“ in hochkarätiger Besetzung auf der großen Bühne des Volkstheaters (auch als Live-Stream verfügbar) statt – einer Initiative der Journalistin Colette Schmidt und des Regisseurs Ed. Hauswirth in Kollaboration mit dem Volkstheater. Der Eintritt ist frei!
Es lesen Josef Hader, Mariam Hage, Pia Hierzegger, Maria Hofstätter, Birgit Minichmayr, Simon Morzé, Michael Ostrowski, Robert Palfrader, Anna Rieser, Christoph Schüchner, Robert Stadlober, Katharina Stemberger, Birgit Unterweger, Dominik Warta und Rudi Widerhofer. Im Anschluss an die Lesung tritt noch ein musikalischer Überraschungsgast auf.
Die Tagesordnung
Der 2017 erschienene und mit dem Prix Gouncourt ausgezeichnete Roman „Die Tagesordnung“ erzählt ein verschämt verräumtes, aber folgenschweres Detail der deutsch-österreichisch Geschichte: einem geheimen Treffen hochrangiger Vertreter der Industrie mit Adolf Hitler im Februar 1933. Höchste Zeit, Éric Vuillards Buch vor einer größeren Öffentlichkeit zu lesen.
„Vuillard macht mit seinem Blick hinter die Kulissen die Verantwortung einzelner Menschen greifbar, die für den eigenen Profit gegen Moral und Demokratie ausrückten. Der Franzose hat sich intensiv mit Österreichs Geschichte rund um die Machtergreifung der Nazis auseinandergesetzt und dabei auch Reste von heldenhaften Narrativen aus Wochenschauberichten der NS-Zeit dekonstruiert. Ich dachte mir: Wenn man aus der Geschichte tatsächlich noch etwas lernen will, sollte dieses Buch an jeder Schule gelesen werden. Ich bin glücklich, dass so kurzfristig wunderbare Schaupieler*innen bereit waren, es öffentlich zu lesen und das Volkstheater seine Türen dafür öffnet,“ so die Journalistin und Initiatorin dieser Lesung Colette Schmidt.
„Sie heißen BASF, Bayer, Agfa, Opel, I.G. Farben, Siemens, Allianz, Telefunken. Unter diesen Namen kennen wir sie. (…) Und die an jenem 20. Februar [1933] versammelten vierundzwanzig Biedermänner sind nichts anderes als ihre Bevollmächtigten, der Klerus der Großindustrie. Reglos verharren sie dort, wie vierundzwanzig Rechenmaschinen an den Toren zur Hölle.“ (Éric Vuillard)
An einem Montag im Februar 1933 folgten 24 hochrangige Vertreter der Industrie der Einladung des Reichstagspräsidenten Hermann Göring und trafen Adolf Hitler in einem geheimen Treffen im Berliner Reichstagspräsidentenpalais.
Denn „mit der Instabilität des Regimes müsse nun endlich Schluss sein; die Wirtschaftstätigkeit verlange Umsicht und Entschlossenheit“, lässt Vuillard Göring im Roman sagen. „Die vierundzwanzig Herren nicken andächtig mit dem Kopf.“ Die meisten von ihnen zahlten sofort und noch vor Ort gigantische Summen für Hitler.
Éric Vuillard hat dieses Treffen und die Wochen, Monate und Jahre, die bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung in Österreich am 12. März 1938 folgten, in seinem Roman „Die Tagesordnung“ in eindrucksvollen Bildern schlaglichtartig beschrieben. Wie kam es zum Beispiel dazu, dass der österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg gegenüber Hitler einknickte? Vuillard zoomt heran auf die Gesichter und Geschichten der Männer, die den Diktator Hitler unterstützen, die Krieg und Holocaust letztendlich möglich machten, finanzierten und davon profitierten.
„Dieses Treffen vom 20. Februar 1933, in dem man einen einmaligen Moment der Arbeitgebergeschichte sehen könnte, ein unerhörtes Zugeständnis an die Nazis, ist für die Krupps, die Opels und die Siemens nicht mehr als eine alltägliche Episode des Geschäftslebens, ein banales Fundraising“, schreibt Vuillard.
Alexander Kerlin, leitender Dramaturg am Volkstheater zeigt sich erfreut über die Idee von Colette Schmidt und Ed. Hauswirt. „Das Buch zeigt eindrücklich, wie kompatibel die Interessen der Großindustrie mit der faschistischen Ideologie sein können. Das ist eine wichtige Lehre, an die wir genau jetzt dringend erinnern sollten. Deshalb haben wir spontan die Bühne dafür frei gemacht und den Live-Stream organisiert.“
Lesung gegen Rechtsextremismus
DIE TAGESORDNUNG
von Éric Vuillard
eine Initiative von Colette Schmidt & Ed. Hauswirth in Kollaboration mit dem Volkstheater
mit Josef Hader, Mariam Hage, Pia Hierzegger, Maria Hofstätter, Birgit Minichmayr, Simon Morzé, Michael Ostrowski, Robert Palfrader, Anna Rieser, Christoph Schüchner, Robert Stadlober, Katharina Stemberger, Birgit Unterweger, Dominik Warta, Rudi Widerhofer und einem musikalischen Überraschungsgast
am 10. Februar, 19:30 Uhr live im Volkstheater
sowie als Live-Stream unter www.volkstheater.at verfügbar
Eintritt frei!
Um Reservierung von Zählkarten wird gebeten. Bei Ausverkauf gibt es gegebenenfalls Restkarten an der Abendkasse.
Mit solidarischer Unterstützung vom Theater im Bahnhof (Graz).
Mit freundlichen Grüßen aus dem Volkstheater
Patrizia Büchele und Carolin Obermüller